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Wald-Menschen

This entry is part 4 of 13 in the series Malaysia und Sumatra

8.5.2016: Die Waldwanderung

Am nächsten Morgen ging es früh los. Obwohl wir versucht hatten, rechtzeitig wach zu sein, um die „gewünschten Gäste“ – sprich: Affen – auf unserer Terrasse zu begrüßen, hatten wir leider nicht das Vergnügen. Unsere Dschungelklamotten hatten wir am Vorabend entsprechend mit Insektenschutzmittel eingesprüht – EingeDEETet, wurde der etablierte Begriff.

Deet (Diethyltoluamid)

In wirklich heftigen Malariagebieten haben wir uns nicht aufgehalten. Da die Grenzen dieser Gebiete sich jedoch verschieben und Mückenstiche in größerer Anzahl nicht gerade angenehm sind, haben wir uns den Luxus der Notwendigkeit, dieses Teufelszeug zu nutzen, hingegeben.

Wenn man sich damit einsprüht, bekommt man schon ein mulmiges Gefühl, vor allem, da wir nicht die europäische Weichei-Variante genommen haben, sondern das Zeug für richtige Killermücken. Also die Alien-Variante. Die gegen die Viecher, die einen aussaugen bis aufs Blut. Oder so…
Von Allergien und Ausschlägen ist da die Rede, ans Gesicht kommen lassen sollte man das Zeug ohnehin nicht und am Besten auch nicht auf die Haut (sic!). Aber es wirkt – gegen Mücken auf jeden Fall; gegen Sandflöhe (Sandbugs) überhaupt nicht. Ich persönlich hatte mit Mücken gar keine Probleme, dafür aber an den Strandtagen am Abend mit den Bissen dieser anderen „possierlichen Tierchen“!

Leider ist es auch giftig für Katzen. Nach Ankunft haben wir alle Klamotten komplett durchgewaschen und der Casimir darf sich auch nicht mehr in den Koffer legen. Koffer und Kartons ziehen Katzen magisch an, wie wir alle wissen.

Davon abgesehen ist es wahr, dass Deet als Lösungsmittel Kunstfasern auflöst und/oder angreift. Mein Sport-Funktionshemd hat einige unschöne Veränderungen hinnehmen müssen. Im Wesentlichen sind die Stellen an Halsausschnitt und an den Armen, wo die Haut mit Deet besprüht war, matt und rau geworden.

Teufelszeug.

Auf, auf!

Unten im Hotelrestaurant nahmen wir ein ausreichendes Mahl (Omelette, Toast, Saft und ein erstaunlich guter Kaffee) zu uns, um so gestärkt auf die Wanderung zu machen. Kurz nach der Zeit, die wir eigentlich zum Aufbruch anpeilen wollten (immerhin hatten wir nichts „oben“ vergessen), ging es auch schon los. Adi voran, Amin war auch mit dabei, wobei  mir bis etwa zur Hälfte nicht ganz klar war, ob er nun wirklich auch unser zweiter Guide war oder nur aus Spaß ab und an auftauchte. Ab dem Mittagessen war er aber permanent bei uns und auch das Rafting machte er dann hinterher mit.

Über die Hängebrücke ging es auf die andere Flussseite, dann am Ufer entlang wieder in etwa auf Höhe vom Hotel Orang Utan eine „200 steps“ Treppe hinauf. Ich glaube, das war gelogen, aber Adi hat uns zwischenzeitlich gut abgelenkt, indem er uns immer wieder Bäume (z.B. Zimt) und Pflanzen gezeigt hat. Wie geil ist das denn? Zimt einfach mal so in der Gegend rumstehend? Gummibäume und eine sehr giftige „Moon Snake“ haben wir auch gesehen. Das mit der Schlange und der Giftigkeit glaube ich mal nicht so ganz, auch die Geschichte, dass sie so heißt, weil sie immer am selben Ort auf Beute wartet und nach einem Monat dann weiter zieht klingt doch schon etwas seltsam. Das Bild und die Geschichte passt jedenfalls nicht mit dem zusammen, was man im Internet unter dem Begriff finden kann.

Moon Snake?

Schöne Geschichte trotzdem. Und hübsch war sie auch.

Tiefer in den Wald

Nach einer weiteren halben Stunde erreichten wir dann auch den Eingang zum geschützten Naturschutzgebiet. Von nun an war der Weg nicht mehr ganz so gut zu erkennen (naja, Toursitentrampelpfad) und mal hoch, mal runter ging es weiter. Kleinere Affen und der eine oder andere exotisch aussehende Vogel, wenn auch noch lange keine bunten Papageien, ließen sich sehen. Ebenfalls auch einige andere Wandergruppen.

Im Laufe des Tages trafen wir die eine oder andere Gruppe immer wieder und man grüßte sich freundlich – zunehmend erleichtert, dass anscheinend die anderen genau so verschwitzt und erschöpft wie man selbst waren. Man glaubt es nicht, aber irgendwie hilft es weiter, wenn man nicht alleine leidet… Okay, ich übertreibe etwas, aber als Europäer ist man es nicht gewohnt, bei 95% Luftfeuchtigkeit und 30°C durch einen Dschungel bergauf- und bergab zu wandern. Schon gar nicht als Schreibtischtäter, die wir nun einmal sind. Und mein Fitness-Studio bereitet mich auf sowas auch nur minimal vor.

Orang Utans!

Der Ausguck sah sie zuerst! Alle Mann an die Kanonen!
Die ersten Waldmenschen sahen wir dann auch hauptsächlich dadurch, dass vor einem Ast eine Menschenmasse mit gezückten Kameras stand. Ach, an dem Ast hing dann auch ein Orang Utan – nur war er zunächst von der Wand aus Menschenrücken verdeckt gewesen.

Ich lasse die Bilder mal ein wenig für sich sprechen – es ist schon ein schönes Erlebnis, weil man diese Tiere nicht jederzeit in Europa so sehen kann.

Laut Adi sind die Orang Utans, die wir gesehen haben allesamt „halbwild“, also Orang Utans, die mal in Gefangenschaft oder in den Sanctuaries gelebt haben, bevor diese aufgelöst wurden. Richtig „wilde“ Orang Utans sieht man auf den 5-10 Tagestrips, dann wären auch Waldelefanten und sogar Tiger drin. Wilde Orang Utans würden auch kein Essen direkt von Menschen annehmen und auch nicht näher als 15 Meter an Menschen herankommen. Die Orang Utans, die wir gesehen haben gingen ja sogar so weit, die Hand auszustrecken, um die Bananen förmlich einzufordern. Besser als im Zoo war es auf jeden Fall, weil man weiß, dass die Tiere sich in einem annehmbar großen Gebiet frei bewegen können.

Gegen Mittag machten wir einen Abstecher auf einen sehr steilen und glitschigen Pfad – und kamen an einem kleinen Bächlein an, wo wir eine kleine Pause einlegten, um ausgiebig zu trinken und auch gelbe Wassermelone (nicht Honigmelone), Mandarinen (grün, nicht orange) und Passion Fruit/Maracuja zu essen. In der Umgebung schmecken diese Früchte schon überaus lecker…

Den Weg nach unten mussten wir – natürlich – auch irgendwie wieder hoch. So ging es noch einige Zeit weiter, bis wir dann richtig Mittag aßen. Leider trafen wir zwischenzeitlich keine weiteren Orang Utans, aber zwei Orte von vier regelmäßig frequentierten Plätzen ist schon eine gute Ausbeute, finde ich.

Wir verspeisten nun Nasi Goreng, Hähnchen und den Rest vom Obst. Auf Nachfrage bekamen wir auch „spicy“, also die Soße, die dem europäischen Geschmack von dem der Einheimischen unterscheidet. Mein Zu-scharf-Indikator (Schluckauf) sprang nicht an, aber gut gewürzt war das Essen mit dem Zusatz schon. Und ich gebe mich nicht der Illusion hin, dass wir dieselbe Menge wie Adi und Amin bekommen haben…

Gestärkt ging es nun weiter, mehr oder weniger abwärts in Richtung Fluss. Da die Kräfte allmählich doch nachließen und der Weg nicht mehr so eindeutig und leicht geschwungen hoch und runter ging, sondern mehr oder weniger steil, feucht, steinig und rutschig, gab es die eine oder andere Unsicherheit, das eine oder andere Straucheln und ab und an mussten wir uns auch auf den Hosenboden setzen und aus sicherem Sitz mit dem Fuß den nächsten sicheren Trittstieg finden. Am Anfang der Wanderung wären wir hier sicherlich lockerer einfach kurz und bündig runter gestiegen, vielleicht sogar mit einem kleinen Hops gesprungen.

Unten am Fluss…

Letztlich kamen wir am Flussufer an, stiegen noch über einige vom Fluss mitgespülte Steine um die nächste Flusskehre und trafen dort auf unseren Transport: Zusammengebundene aufgepumpte Schläuche aus Lastwagen.
Noch kurz in den Fluss gesprungen, etwas abgekühlt und schon ging’s los auf dem Fluss. Die erfrischende, jedoch nicht sonderlich kühle Fahrt dauerte ca. 20 Minuten und zwischendurch überholte man die eine oder andere Gruppe – und spritzte sich dabei ordentlich nass.

Den Abend aßen wir in einem Restaurant direkt am Fluss; danach ließen wir den Abend im Hotel bei Cocktail und Bier ausklingen. Gesungen und Gitarre gespielt wurde auch – die Geschichte, dass Amin es bei „Indonesien sucht den Superstar“ in den einen oder anderen Recall geschafft hat, buche ich mal in der selben Kategorie wie die Legende der Moon Snake ab…

Auf nach Sumatra!

This entry is part 3 of 13 in the series Malaysia und Sumatra

7.5.2016: Anreise und der abenteuerliche Weg nach Bukit Lawang

Nach einer viel zu kurzen Nacht und einem viel zu großen Jetlag ging es am nächsten Morgen kurz vor sechs mit dem Taxi zum Flughafen von Kuala Lumpur – Ziel Sumatra.

Medan-Bukit Lawang
Quelle: Google

Für fünf Tage wollten wir die Insel bereisen und unter anderem Orang Utans in freier Wildbahn und Elefanten zu sehen. Letztere wollten wir natürlich reiten und waschen. Der Flug nach Medan auf Sumatra war irgendwie nicht der Rede wert – mit AirAsia waren wir schon vor drei Jahren nach Bali von Singapur aus geflogen. Nette Airline für Low Cost und fliegt ausschließlich Airbus (sehr sympathisch). Nicht der Rede wert war jedoch hauptsächlich die kurze Flugzeit von 45 Minuten.  Da war der Check-in und die Einreise nach Indonesien (Visum vor Ort ja/nein (nein), Einreisegebühr ja/nein (auch nein) zeitaufwendiger.

Am Flughafen wurden wir abgeholt und nachdem wir das notwendige Bargeld abgehoben hatten, ging es auch schon los in den mörderischen Verkehr. Um es vorweg zu nehmen – die Fahrt war noch gesittet im Vergleich zur Rückfahrt einige Tage später und der Fahrer war umsichtig und gut drauf. Der Verkehr von Malaysia und Indonesien unterscheiden sich grundlegend. Indonesien ist in etwa die Fahrweise rund ums Collosseum in Rom – auf Crack. Enge Straßen, zum Teil in fragwürdiger Qualität und mit mehr Schlaglöchern als ein Sesambrötchen Körner hat. Dazu noch eine Priese von Mofas und garniert mit Lastwagen. Und alle versuchen sich gegenseitig zu überholen. Gleichzeitig. Auf allen Spuren – erwähnte ich gleichzeitig?

Malaysia hingegen hat dagegen einen Chill-Faktor im Verkehr. Wenn man die Highways betrachtet, kann man von (süd)europäischen Verhältnissen sprechen. Tankstellen sehen wie bei uns aus (incl. der Shops) und Rastplätze haben zum Teil sauberere Toiletten als man sie bei uns kennt.

Bukit Lawang

…ist ein touristischer Ort; für Sumatra-Verhältnisse. Ohne den Orang-Utan Tourismus und die Rafting-Möglichkeiten würde es ihn wahrscheinlich in der Größe nicht geben. Großer Vorteil ist die Auto-Freiheit. Die Hotels/Hostels/Restaurants ziehen sich an einem kleinen, schmalen Streifen am Wasser entlang. Der Weg zwischen den zwei Häuserreihen reicht gerade mal für zwei Mofas, die sich begegnen. Nahe der Hängebrücke befinden sich diverse Verkaufsstände, in die andere Richtung – flussaufwärts – kommen nach einem kleinen Hügel die touristischen Örtlichkeiten, also Hotels und Restaurants.

Wir kamen im Hotel Orang-Utan (http://www.orangutanhotel.com/) unter – genauer gesagt im Zimmer „Jungle“.  Etwa hundert steile Stufen mussten wir jedes Mal erklimmen, um das Zimmer zu erreichen. Die Aussicht war hervorragend und normalerweise sollten früh am Morgen und am Abend Affen auf die Terrasse kommen.

Das Zimmer war geräumig und mit einem großen Doppelbett und Moskitoschutznetz ausgestattet. Ein Ventilator sorgte für Kühlung, Klimaanlage war nicht vorhanden, aber bei den Temperaturen nicht zwingend erforderlich. Das Bad war im Wesentlichen mit grob behauenen Steinen verkleidet und die Wand zum Dschungel – da wo die Dusche war – fehlte, bzw. war mit einem Geländer und dem obligatorischen Moskitogitter verschlossen. Beim Duschen konnten einem also die Spanner-Affen gut zusehen. Schön ist das nicht – für die Affen 😉

Kaum hatten wir uns von der ersten Bergbesteigung erholt, gingen wir wieder zurück ins Dorf, um es einmal von vorne bis hinten zu durchwandern, was etwa eine halbe Stunde dauerte. Für die geplanten drei Tage machten wir diverse passende Restaurants aus; sowohl verhungern als auch verdursten war keine realistische Option bei der Auswahl und vor allem wirkte jede Location einladend genug, um einige Stunden dort zu verbringen.

Am Abend buchten wir dann noch die Tour in den Dschungel zu den Orang Utans und im Restaurant ließen wir den Abend bei einem Fruchtsaft ausklingen. Adi kam auch mit dazu…

Adi – war unser Führer für die Dschungeltour und auch ansonsten einer der Ansprechpartner im Hotel – schließlich gehört er dort mehr oder weniger zum Personal. Und er schläft dort vor Ort; da wo gerade Platz ist. In der Küche, auf der Bank an der Rezeption oder auf den Bänken im Restaurant. Da das ganze Gebäude weitestgehend offen steht und das Wetter eine Temperatur von ohnehin immer über 25°C  zulässt, kann das funktionieren. Ob seine Geschichte stimmt oder ob sie nur zusätzliches Trinkgeld generieren soll, kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen – es spricht jedoch einiges dafür, dass das Hotel in der Form sein Zuhause ist.

Eigentlich sollte einen das erschüttern und nüchtern betrachtet ist das natürlich kein Zustand, auf den man aufbauen kann – während wir dort vor Ort waren, wirkten er und seine „Familie“ im Hotel in vielerlei Hinsicht fröhlicher und zufriedener als ich es von mir an vielen Tagen sagen kann. Tauschen möchte ich nicht – aber einen eindeutigeren Hinweis, dass „Weniger“ bei Gelegenheit viel „Mehr“ sein kann, habe ich bisher nicht erlebt.

Mal was zum Nachdenken.